Rotzfreche Asphalt Kultur
Die Rotzfreche Asphalt Kultur (RAK) ist ein Zusammenschluss linker Straßenmusiker_innen, Kabarettist_innen und Theaterleute. Seit nunmehr 30 Jahren machen die RAKis in unterschiedlichen Besetzungen und Generationen die Straßen unsicher mit dem Versuch, etwas Chaos und Träume in die Köpfe zu streuen und den grauen Alltag umzukrempeln.
Die RAK bildete sich 1978 als Dachverband verschiedener kultureller
Gruppen auf dem “Bundeskongress der Bürgerinitiativen gegen Atomkraft”.
Aber bald redete keiner mehr von Dachverband. Bald sagte man
nur noch RAK und damit meinte man sich selber, alle anderen
Straßenmusiker, Liedermacher, Theatergruppen, Jongleure und
Clowngruppen.
Die RAK war ein Zusammenschluss, so etwas wie ein
Berufsverband ohne Beitragsgelder und besteht auch heute noch als
lockerer Zusammenhang linker Straßenkünstler_innen.
Nicht alle waren bei der RAK dabei, aber alle die wollten,
konnten mitmachen; die Organisation war schon immer sehr anarchisch. Es
gab keine Hierarchie und keine Vorsitzenden (und wenn es einer versucht
dann wird er meistens nicht ernst genommen).
Wichtiger ist uns die Solidarität und der Austausch.
Wir sehen die Straße auch immer als Raum unsere Ideen,
Kritiken und Träume in die Welt zu tragen und den grauen Alltag
ordentlich auf den Kopf zu stellen. Musik allein hat zwar noch keine
Gesellschafts"ordnung" umgeworfen,aber wir sehen unsere Kultur als ein
Stück gelebte Utopie und glauben, dass sie unmittelbarer und direkter
wirkt als verteilte Flugblätter.
Trotz dem Straßenmusikverbot in vielen Städten, gingen wir
immer wieder auf die Straße. Unvergessen bleiben jene Tage, in denen
etwa 50 RAK-Musiker_innen Straßen und Plätze in Freiburg besetzten und
immer dort musizierten, wo die Polizei gerade nicht
Strassenmusiker_innen verhaftete.
Damals traf sich die RAK regelmäßig in diversen Städten wie
Wuppertal, Braunschweig, Freiburg oder Bremen. Die Treffen endeten
immer mit einem gemeinsamen Galaabend, an dem jede der teilnehmenden
Gruppen 20 Minuten lang auftrat. Das Programm war meist sehr lang und
zeigte oft ein breites Spektrum der Straßenkunst: vom anstrengenden und
mit viel Inbrunst vorgetragenem “ganz linken Lied” und Spontantheater
über mehr unterhaltsamere akrobatische Nummern, folkmusikalische
Darbietungen bis hin zu sehr stillen Musikperformances gab es alles, was
auf die Straße passte.
Eine Diskussion, die immer wieder aufflammte:
Ist RAK jetzt nur “politische Lieder gegen was” spielen,
oder gehört auch Straßenmusik in weitestem Sinne dazu, wie z.B.
Akkordeonmusik, die einfach die Innenstädte belebt? Ist “einfach Musik
machen” schon politisch genug? Wirkt man damit schon genügend gegen das
Establishment ?
Aber Grundsatzdiskussionen zogen sich niemals zu lange hin:
Wortführer wurden einfach gepackt und an den Beinen aus dem Fenster
gehalten. Erwies sich das als zu schwierig, übte man sich im Ignorieren
von Kritik.
Die RAK hat viele Bands inspiriert und beeinflusst und viele
alte Bekannte waren (oder sind noch) Teil von ihr wie zum Beispiel:
Milch und Blut, Quetschenpaua, Brundibar One Man Band oder Klaus der
Geiger. Heute gibt es eine wachsende Zahl von „jüngeren“ Bands im Umfeld
der RAK. Wie zum Beispiel: Früchte des Zorns, Revolte Springen, Teds n
Grog, Schall und Rauch, Geigerzähler und viele andere.
Mittlerweile können wir auf 30 Jahre Geschichte zurückblicken. Und die wenigsten von uns haben sie ganz miterlebt.
But the Future is unwritten and the Show must go on!