Personal tools
You are here: Home DIY instructions on wearable technology 2009 December 14 Protest Kunststudenten Hamburg
Navigation
Log in


Forgot your password?
 

Protest Kunststudenten Hamburg

by r0608759 — last modified Dec 14, 2009 12:42 PM

„DANIEL, JONATHAN! WO SEID IHR?”
Seit einer Woche kleben mysteriöse Plakate überall in Hamburg und rufen in Versalien: „ENTLAUFEN!!! Unser Kunststudent ist seit dem 17.7.07 nicht wieder nach Hause an die HfbK zurückgekehrt. Er trägt schwarz und hört auf 300 Namen. Wir vermissen ihn sehr!!! 500,– BELOHNUNG! Bitte melden”. Dazu ein Bild von Daniel Richter und eine Handynummer. art-magazin.de machte sich auf die Suche – und fand die Urheber: das Boykott-Trio Eugen*, 26, Heidi, 24, und Hanna, 23, Studierende der Hamburger Hochschule für bildende Künste.

protest

Auszug vom Artikel Art- Magazin (09/08/2007):


art: Hat sich Daniel Richter schon gemeldet?
Heidi: Noch nicht. Auf einigen Plakaten ist übrigens auch Jonathan Meese zu sehen. Richter und Meese sind ja die Aushängeschilder der HfBK, obwohl beide ihr Studium abgebrochen haben. Mit diesen Namen wird für die Hochschule geworben – und wir wollten dies ad absurdum führen.
Eugen: Und wir fragen uns natürlich auch, warum sie sich nicht zur Lage äußern! Da passieren gerade krasse kulturelle Dinge. Und beide stehen ja stellvertretend für eine ganze Reihe erfolgreicher Kulturschaffender. Aber sie sind nur um ihre eigene Karriere bemüht! Gerade jetzt könnten sie auch mal politisch etwas machen. Wo sind sie jetzt? So kamen wir auf das „Entlaufen!”
Und warum eine Plakat-Aktion?
Hanna: Viel von dem Protest hat sich bei uns an der Hochschule abgespielt. Deshalb wollten wir die Debatte in den öffentlichen Raum tragen. Viele Kulturschaffende wissen auch noch gar nichts von dem Boykott.
Eugen: Wir wollen einen Dialog erzeugen und Aufmerksamkeit generieren. Dieses Plakat war unsere allererste Idee, ein kleiner Auftakt eben. Wir möchten einen öffentlichen Aufruf starten, damit mehr Reaktionen und Aktionen aus Hamburg kommen. Wir haben sogar mehr Solidaritätsbekundungen aus anderen Städten bekommen! Hier gibt es nur sehr wenig Resonanz.
Heidi: Und es geht bei dieser Aktion auch nicht direkt um die Hochschule, sondern um die Freiheit der Kunst.
Hanna: Es geht um Grundsätzliches. Wie kann man überhaupt noch studieren? Soll man nur noch überlegen, wie man seine Schulden zurückzahlt oder wie man finanziell erfolgreich arbeitet? Das kann für ein Studium doch kein Ausgangspunkt sein – da kann man es gleich bleiben lassen.
Heidi: Die Studiengebühren sind nur ein Symbol für eine negative Entwicklung. Das Lernen, Leben und Kunstschaffen ist nur noch marktorientiert. Es geht bei allem nur noch ums Geld. Und wir jobben alle sowieso. Denn ohne Nebenjob kann man sich schon jetzt das Studium nicht leisten. Es kann nicht sein, dass wir nur noch in der Bar hängen.
Eugen: Man schaut nicht, was sozial ist oder in der Welt gebraucht wird, sondern man denkt nur noch: „Wo gibt es Jobs?” Die Freiheit im Geiste und die Gleichheit vor dem Gesetz ist einfach wichtig. Und eine wirtschaftliche Abhängigkeit beschneidet diese Freiheit und Gleichheit.

Document Actions