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RTS reclaim the streets

by claudi chaos — last modified Dec 14, 2009 12:51 PM

"Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine Revolution" (Emma Goldman, Anarchistin)

[RTS-Party 1997,London; http://wiki.infoshop.org/Reclaim_the_Streets]

„(…) Reclaim The Streets [entwickelte sich] zu einer politischen Aktionsform, die geeignet war verschiedenste Themen aufzugreifen und diese in den Zusammenhang mit Forderungen nach einem in allen Bereichen selbstbestimmten Leben zu stellen. Gerade diese Verbindung von Aneignungspolitik und unmittelbarer, selbstbestimmter Gestaltung, zusammen mit Musik, Tanz und Spaß waren [und sind] das besondere an Reclaim The Streets und mach(t)en die Attraktivität und Anziehungskraft aus.“ (Amann 2007: 46)

Reclaim the Streets
Reclaim the Streets (RTS) entstand in den frühen 1990er Jahren in
London zugleich mit anderen neuen Formen des kreativen (Party)Protests, die sich von den üblichen Demonstrationszügen abhoben. Spater wurden RTS-Parties in allen Ländern der Erde durchgeführt. Aufgrund repressiver Maßnahmen ist es heute (fast) nicht mehr möglich, Aktionen in ursprünglicher Form durchzuführen (früher fanden RTS-Partys, auch aus einem politischen Verständnis heraus meist unangemeldet statt).

rts[http://anarchyfiles.wordpress.com/2009/02/02/governments-across-europe-tremble-as-angry-people-take-to-the-streets/]

Vorerst war RTS eine Gruppe aus UmweltschützerInnen, die die Londoner Aktionen koordinierte; zunehmend verlagerten sich die Interessen jedoch von (rein) ökologischen auch immer mehr zu sozialen und aus der lokalen Londoner RTS wurde eine weltweite Bewegung. StraßenbaugegnerInnen, VertreterInnen politischer und sozialer Initiativen sowie verschiedener Frauennetzwerke, Teknoheads und Partyvolk, HausbesetzerInnen sowie AnhängerInnen anderer subkultureller Erscheinungen, Zugehörige marginalisierter Gruppen etc. schlossen sich zu Allianzen zusammen und versuchten gemeinsam, durch direkte Aktionen und die damit verbundene mehr oder weniger kurzfristige Besetzung des Straßenraums auf Gentrifizierung, wachsende soziale Probleme, herrschende Repressionsmethoden, kapitalistische Vereinnahmung von Gemeingütern und die damit
verbundene tägliche ‚rat race’ ums Geld, aufmerksam zu machen. So wurde (und wird) das Aktionsareal zu einem „Sammelbecken für ein weites Spektrum kritischer, aktionsorientierter Politgruppen“ (Brünzels 1999: 5) mit dem Ziel, einer lediglich profitorientierten Nutzung von
Straßenraum zu Zwecken von Konsum und Transport entgegenzuwirken, also die Gestaltung des öffentlichen Raums zumindest temporär selbst in die Hand zu nehmen und ihn kurzzeitig in einen „glatten, maßlosen Raum“ (Nowotny/Raunig 2007) zu verwandeln. 

 

[http://www.damicon.fi/fri/photo/street-party-8]

Bei RTS-Aktionen werden verschiedenste Aktions- und Erscheinungsformen miteinander verschmolzen. Primäre Triebkraft ist die Überzeugung, dass Protest auch Spass machen kann und soll.
Es gibt es keine starre Positionierung, ebenfalls keine Ansprachen und auch nur manchmal themenbezogene Redebeiträge über ein Soundsystem – somit sind Transparente und Flugzettel (die auch erst gemacht werden müssen…) oft die einzige Möglichkeit den Dissens mit dem Bestehendem zu kommunizieren, wobei unklar bleibt, wie sehr diese wahrgenommen werden und ob die Botschaft, die übermittelt werden soll, verinnerlicht wird. Dazu Brünzels: „Diese potentielle Offenheit ist Schwäche und Stärke des Party-Protests zugleich.“ (Brünzels 1999: 11) Hinsichtlich solcher Überlegungen stellt sich immer wieder die Frage, ob und vor allem wie stark der politische Aspekt bei Straßenpartys, bei denen Musik, Tanz, zwischenmenschliche Kommunikation und Spaß im Vordergrund stehen, bei welchen also die
Aktion über theoretische Überlegungen gestellt wird, von den TeilnehmerInnen erkannt beziehungsweise nach der Aktion persönlich verwertet und weitergetragen wird.

[London 1996; http://tash.gn.apc.org/gal_rts1.htm]

Ob die Party zum subversiven Akt, zum Karneval, zum friedlichen Protest, zum Kommerz oder zur Konfrontation wird, hängt davon ab, ob es gelingt, herrschende Codes zu benutzen und zu verschieben, von der Bereitschaft der Aktivistinnen und Zaungäste, symbolische Grenzen zu überschreiten (…)“(Brünzels 1999: 11)
Also sind auch solche Protestaktionen, durch die unangefochten hehre Ziele wie Selbstbestimmung, Minimierung von Ausgrenzung und Wiederaneignung von Raum um Platz für die Bedürfnisse der Menschen zu schaffen usw., angestrebt werden und welche die Idee Beteiligung und Mitbestimmung Aller umzusetzen versuchen, nicht zwangsläufig davor gefeit, ritualisiert und ‚domestiziert’ zu werden, also zu einem konsumorientierten Spektakelevent zu verkommen. Damit sich das Konzept von dezentraler Organisation samt politischer Wirkung
realisiert, braucht es Überzeugung, Beharrlichkeit und eine gehörige Portion ‚Glück’, denn ebenso wie der Verlauf einer Straßenparade nicht bis ins Kleinste vorgeplant werden kann (dies ist auch in keiner Weise die Intention solcher Unternehmungen), ist es ebenso ausgeschlossen, die Auswirkungen und die längerfristige Entwicklung solcher Aktionen vorauszusagen.

 

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